Amoxicillin vs. Azithromycin


Hintergrund und Ziele des Vergleichs

Antibiotikatherapie muss an jede klinische Situation angepasst werden, um die Wirksamkeit zu optimieren und gleichzeitig die bakterielle Resistenz zu begrenzen. Unter den Antibiotika die am häufigsten verschriebenen, Amoxicillin und Azithromycin nehmen einen wichtigen Platz ein, ihre Profile unterscheiden sich jedoch erheblich.

Dieser Artikel vergleicht diese beiden Moleküle neutral und sachlich, basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Daten und Empfehlungen.

Wichtige pharmakologische Unterschiede

Amoxicillin

  • Familie: Beta-Lactam-Antibiotikum (Penicillin).
  • Wirkungsweise: Bakterizid (hemmt die Synthese bakterieller Zellwände).
  • Wirkungsspektrum:
    • Grampositive Bakterien (Streptokokken, Enterokokken).
    • Bestimmte gramnegative Bakterien (Haemophilus influenzae, Escherichia coli).
    • Unwirksam gegen resistente Staphylokokken (MRSA) und Beta-Lactamase-produzierende Bakterien (erfordert die Zugabe von Clavulansäure).
  • Pharmakokinetik:
    • Hohe orale Bioverfügbarkeit (~90%).
    • Kurze Halbwertszeit (~1 Stunde), mehrere Dosen pro Tag erforderlich.
    • Überwiegend renale Ausscheidung (bei Niereninsuffizienz ist eine Anpassung erforderlich).

Azithromycin

  • Familie: Makrolid vom Azalid-Typ.
  • Wirkungsweise: Bakteriostatisch (Blockierung der Proteinsynthese durch Fixierung an der 50S-Untereinheit von Ribosomen).
  • Wirkungsspektrum:
    • Intrazelluläre und atypische Bakterien (Chlamydien, Mykoplasmen, Legionellen).
    • Einige grampositive Bakterien (Streptokokken, empfindliche Staphylokokken).
    • Teilweise Wirkung auf bestimmte Enterobakterien.
  • Pharmakokinetik:
    • Lange Halbwertszeit (~68 Stunden), die kurze Behandlungsintervalle ermöglicht.
    • Hohe Gewebekonzentration (insbesondere in der Lunge und infizierten Geweben).
    • Hauptsächlich biliäre Ausscheidung (keine Anpassung bei Nierenversagen).

Vergleich der wichtigsten Parameter

Pharmakokinetische Unterschiede beeinflussen die therapeutische Wahl je nach Art der Infektion und des Patienten stark.

Einstellung Amoxicillin Azithromycin
Orale Bioverfügbarkeit ~80% ~37%
Plasmahalbwertszeit 1–1,5 Stunden 68 Stunden
Intrazelluläre Penetration Schwach Hoch
Beseitigung Nieren Hauptsächlich Gallenwege
Einfluss der Mahlzeiten Nicht signifikant Für eine optimale Aufnahme vorzugsweise auf nüchternen Magen einnehmen.

Vergleichsangaben (gemäß Referenzdokumenten)

Amoxicillin

Amoxicillin ist die Erstlinientherapie bei mehreren bakterielle Infektionen gemeinsam. Es ist insbesondere bei HNO-Infektionen wie einer durch Streptokokken A hervorgerufenen Mandelentzündung (mit positivem Schnelltest), einer akuten Mittelohrentzündung (ohne Allergie) und einer akuten bakteriellen Sinusitis (bei Vorliegen schwerer Anzeichen) angezeigt.

Bei Infektionen der unteren Atemwege wird Amoxicillin bei nicht schwerwiegender ambulant erworbener Lungenentzündung ohne Risikofaktoren für Resistenzen sowie bei Exazerbationen einer chronischen Bronchitis empfohlen, wenn Kriterien für eine Bakteriämie vorliegen.

Bei Harnwegsinfektionen kann es zur Behandlung von einfache akute Blasenentzündung, obwohl es nicht die Erstlinienbehandlung ist. Darüber hinaus gibt es spezifische Indikationen wie die Vorbeugung einer infektiösen Endokarditis bei risikoreichen Zahnbehandlungen und die Behandlung einer Borreliose (Lyme-Borreliose) im Frühstadium.

Azithromycin

Azithromycin stellt in mehreren spezifischen klinischen Situationen eine therapeutische Alternative dar. Es ist besonders nützlich in der Behandlung von Atemwegsinfektionen verursacht durch atypische Erreger wie Mycoplasma pneumoniae und Chlamydia pneumoniae. Es kann auch bei akuter Bronchitis verschrieben werden, wenn Beta-Lactame kontraindiziert sind.

Im Bereich der HNO-Infektionen findet Azithromycin seinen Einsatz bei Allergien gegen Amoxicillin zur Behandlung von Nasennebenhöhlenentzündungen und Ohrenentzündungen. Besondere Bedeutung hat es in der Gynäkologie zur Behandlung von Genitalinfektionen mit Chlamydia trachomatis (als Einzeldosis) und disseminierten Infektionen mit Mycoplasma (in Kombination mit anderen Antibiotika).

Azithromycin wird prophylaktisch eingesetzt, um Infektionen mit Mycobacterium avium bei immungeschwächten Patienten vorzubeugen, was seine Nützlichkeit bei bestimmten Bevölkerungsgruppen beweist.

Die Wahl zwischen diesen Antibiotika hängt daher von den Zielerregern, dem Hintergrund des Patienten und dem klinischen Kontext ab..

Detaillierte Dosierungen (Erwachsene und Kinder)

Vergleichstabelle der Dosierungen

Anzeige Amoxicillin (Erwachsenendosis) Azithromycin (Erwachsenendosis)
Häufige Infektionen 500 mg bis 1 g × 3/Tag (7–10 Tage) 500 mg/Tag × 3 Tage
Halsentzündung 1 g × 2/Tag (6 Tage)
Lungenentzündung 1 g × 3/Tag (7–14 Tage) 500 mg D1, dann 250 mg/Tag × 4 Tage
Genitalinfektionen 1 g als Einzeldosis
Prophylaxe 2 g 1 Stunde vor dem zahnärztlichen Eingriff 1.200 mg/Woche

Pädiatrie

Alter Amoxicillin Azithromycin
Allgemeine Dosierung 40–90 mg/kg/Tag in 2–3 Dosen 10 mg/kg/Tag × 3 Tage

Toleranzprofile und Vorsichtsmaßnahmen

Amoxicillin

Amoxicillin wird im Allgemeinen gut vertragen, kann jedoch Nebenwirkungen im Verdauungsbereich wie Durchfall und Übelkeit verursachen. Insbesondere bei Patienten mit infektiöser Mononukleose können Hautreaktionen wie Ausschlag oder Nesselsucht auftreten.

Zu den schwerwiegenden Risiken, die jedoch selten auftreten, zählen schwere Überempfindlichkeitsreaktionen, die zu einem anaphylaktischen Schock führen können, was die formelle Kontraindikation bei einer Allergie gegen Penicillin rechtfertigt. Darüber hinaus besteht das Risiko einer pseudomembranösen Kolitis durch Clostridioides difficile, was bei längeren Behandlungen besondere Wachsamkeit erfordert.

Azithromycin

Azithromycin verursacht hauptsächlich gastrointestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit und Bauchschmerzen. Auch über Kopfschmerzen wurde berichtet.

Zu den schwerwiegenderen Risiken gehört eine Verlängerung des QT-Intervalls, die insbesondere bei entsprechender Veranlagung oder bei Patienten, die QT-verlängernde Medikamente einnehmen, zu Herzrhythmusstörungen führen kann. Es wurde über Lebertoxizität berichtet, was eine biologische Überwachung während längerer Behandlungen rechtfertigt.

Azithromycin ist bei Überempfindlichkeit gegen Makrolide kontraindiziert und sollte in Kombination mit anderen Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern, mit Vorsicht angewendet werden.

Wie soll man zwischen den beiden wählen?

Situationen, in denen Amoxicillin bevorzugt wird

  • Streptokokkeninfektionen (Mandelentzündung, Zellulitis).
  • Erste Wahl bei Otitis/Sinusitis ohne Risikofaktoren für Resistenzen.
  • Zahnprophylaxe (Alternative zu Clindamycin).

Situationen, in denen Azithromycin bevorzugt wird

  • Allergie gegen Penicilline (außer Kreuzallergie gegen Makrolide).
  • Infektionen mit intrazellulären Keimen (Mykoplasmen, Chlamydien).
  • Kurzes Behandlungsschema erwünscht (verbesserte Adhärenz).

Bakterielle Resistenz: ein großes Problem

  • Amoxicillin:
    • Zunehmende Resistenz bei S. pneumoniae (20–30% in Frankreich).
    • Beta-Lactamase-produzierende E. coli (~40%-Stämme).
  • Azithromycin:
    • Häufige Resistenzen bei S. pneumoniae (bis zu 50%).
    • Auftreten resistenter Gonokokkenstämme.

Empfehlung :

  • Vermeiden Sie unnötige Rezepte (Virusinfektionen).
  • Im Zweifelsfall Antibiogramme bevorzugen.

Was Sie sich merken sollten

Amoxicillin und Azithromycin sind zwei komplementäre Antibiotika, aber ihre Verwendung muss begründet werden:

  • Amoxicillin: Erste Wahl bei häufigen bakteriellen Infektionen (HNO, Lunge).
  • Azithromycin: Alternative bei Allergien oder atypischen Infektionen.

Eine ordnungsgemäße Verschreibung verringert das Risiko einer Resistenzentwicklung und von Nebenwirkungen. Bei Therapieversagen wird eine fachärztliche Beratung empfohlen.

Aktuelle wissenschaftliche Referenzen